Eine antike römische Gewandfibel aus dem Bestand des Museums der Schöfferstadt Gernsheim ist scharf links im Vordergrund zu sehen. Durch die lange Zeit im Boden ist sie fast schwarz geworden. Im Hintergrund ist eine weitere Fibel unscharf abgebildet.

Stadtgeschichte - Chronologie in Kurzform

Römer, Stadtrechte und Schöffer

Wer das erste Mal nach Gernsheim kommt, mag es nicht gleich sehen, doch seit der Gründung ist viel passiert.
Ganze Bücher wurden bereits über unsere Geschichte verfasst. Wer kein Buch lesen möchte, kann sich hier einen schnellen Überblick verschaffen. Wer gerne mehr erfahren möchte, kann in den Büchern "Stadt Gernsheim 1356-1981" sowie "Heimat am Strom - Lesebuch Gernsheim" tiefer eintauchen. Unsere Zeittafel haben wir ersterem Buch entnommen. Natürlich gibt es unzählige weitere Ereignisse und Meilensteine in der Geschichte zu entdecken.

Tischvitrine mit Funden aus der Bronzezeit. Links liegt ein silbergrauer Mörigerschwertknauf von circa 1200 bis 800 vor Christus. Die Klinge ist ungefähr eine Hand breit unter dem Knauf abgebrochen und nicht mehr vorhanden. Der Knauf ist am Ende breiter als am Griff. Rechts im Bild liegen braune Scherben aus der gleichen Zeit.

5000-2000v. Chr. Jungsteinzeit
bis zur Römerzeit

Siedlungsspuren zeigen an, dass in der Jungsteinzeit bereits Menschen hier lebten.
Weitere Funde aus verschiedenen Zeitaltern zeigen immer wieder Spuren unserer Vorfahren.

Römisches Spielbrett, das einem Mühlespiel ähnelt und aus rotem Ton gefertigt ist. Es ist annähernd quadratisch und hat drei eingeschliffene Vierecke, die in abgestuften Größen nach innen ineinander liegen und durch Querlininen verbunden sind. Auf dem Spielfeld liegen ein weißer und ein schwarzer Spielstein. Ein Schildchen gibt als Fundort das römische Kleinkastell an der Sumpfbrücke an.

50-260 n. Chr. Römerherrschaft
259 n. Chr. Alemannen
496 n. Chr. Schlacht bei Zülpich

Die Römer kommen auf ihrem Eroberungsfeldzug auch nach Gernsheim. Ein Brückenkopf, ein Kastell und eine Zivilsiedlung wurden nachgewiesen, zahlreiche Funde kommen bis heute immer wieder ans Tageslicht.

Die Alemannen vertreiben schließlich die Römer und siedeln in unserer Region.

Mit der Schlacht bei Zülpich wird unsere Heimat fränkisch und das Christentum zur Staatsreligion.

Gernsheimer Stadtwappen welches in Ziegelrot und weiß dargestellt ist und das Mainzer Rad beinhaltet.

1232 Einordnung nach Kurmainz
1276 Eine Burg wird gebaut

Mit dem Kloster Lorsch fällt auch Gernsheim unter Kurmainz. Zu dieser Zeit ist Erzbischof Siegfried III. in Amt und Würden.

Vermutlich wurde 1276 die Burg gebaut. Zumindest kann man für dieses Jahr die erste Erwähnung des sog. "Burghüters" zu Gernsheim finden. Leider ist darüber nicht viel bekannt.

Mittelalterliche Urkunde in lateinischer Schrift.

1326 Endgültig Mainz
1356 Stadtrechte
1495 Verleihung Marktprivilegien

Papst Johannes XXII. entscheidet, dass Gernsheim fortan nicht mehr zu Lorsch gehören soll. Er unterstellt uns direkt dem Erzbischof zu Mainz.

Gernsheim erhält 1356 die gleichen Stadtrechte wie Frankfurt. Ein wichtiger Schritt für die Entwicklung und Stärkung der Bedeutung.

Kaiser Maximilian I. meint es 1495 gut mit Gernsheim und verleiht der Stadt unter anderem die Rechte für einen Wochenmarkt an Dienstagen. Diese neuen Rechte stärken die Stadt nicht nur finanziell sondern auch politisch. Wer Handel treiben darf, hat Einfluss.

Eine Großaufnahme des Kopfs und Oberkörper der Peter-Schöffer-Statue. Im Hintergrund eine rote Sandsteinwand.

1425 Peter Schöffer wird geboren
1449 Einsiedel wird erwähnt
1493 Ablaßbrief für Maria-Einsiedel

Um das Jahr 1425 wird der bekannteste Sohn unserer Stadt geboren. Peter Schöffer.
Er ziert Bierettiketten, wird immer wieder in Schriften erwähnt und doch kennen ihn nicht viele.
Dabei sollte dieser Mann entscheidende Anteile in der Entwicklung des Buchdrucks beisteuern und seinen Meister Gutenberg in Mainz beerben. Schlussendlich wurde er der Namensgeber der Schöfferstadt Gernsheim.

Als Äcker "vor den Einsiedeln" wird 1449 das erste Mal ein Hinweis auf Maria Einsiedel niedergeschrieben.

Blick auf die große Kastanie im Rosengarten mit der Pestsäule davor sowie den direkt anliegenden Wohnhäusern mit Blickrichtung Innenstadt.

1503 Peter Schöffer stirbt
1579 Hexen in der Stadt
1627, 1666-1667
Pest in Gernsheim

Nach vielen Jahren des Wirkens stirbt Peter Schöffer um 1503 in Mainz.

Auch für Gernsheim gibt es Nachweise über die grausamen Prozesse gegen vermeintliche Hexen.
So gibt es 1579 Vermerke über eine Zauberin aus Rodau, welche dem Feuer übergeben wurde.

Die Pest bricht auch hier mehrfach aus und fordert viele Opfer. Im November 1627 wird eine Verordnung des Kurfürsten verlesen, wonach betroffene Haushalte "zuzuhalten sind" und man Abstand halten soll, indem man andere Menschen meidet. Ein altbewehrtes Rezept, möchte man meinen. 1666-1667 kommt es erneut zu Ausbrüchen der Seuche. Im Gedenken an die Opfer wird die Pestsäule errichtet. Sie kann heute am Kastenienbaum "Im Rosengarten" besichtigt werden.

Gernsheimer Stadtwappen welches in Ziegelrot und weiß dargestellt ist und das Mainzer Rad beinhaltet.

1634 Schreckensjahr des
30jährigen Krieges

Von 1618 - 1648 wütet Krieg und betrifft auch unsere Region. Im sog. Schreckensjahr wird Gernsheim im großen Stile geplündert und die Stadt veramt. Hunger und Armut folgen.

Im Vordergrund unscharfe Blätter und Blüten. Dahinter sieht man scharf das Schieferdach der katholischen Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena Gernsheim welches die Form einer Zwiebel hat. Die Kirche ist weiß mit sandsteinfarbenen Rändern

1750 - 1753 Erbauung Kirche
"Zur heiligen Magdalena"

1750 - 1753 Erbauung Kirche
"Zur heiligen Magdalena"

Gernsheimer Stadtwappen welches in Ziegelrot und weiß dargestellt ist und das Mainzer Rad beinhaltet.

1803, 1821,1848, 1874
Gernsheim wandert

Ziemlich bewegt war die Zuordnung unserer Stadt auch in diesen Jahren. Immer wieder wechselte die Zugehörigkeit zu den Kreisen. 1803 kam das Amt Gernsheim an Hessen. 1821 wird es dem Kreis Bensheim zugewiesen, 1848 Heppenheim und dann 1874 erstmals dem Kreis Groß-Gerau. Auch danach gab es immer wieder Wechsel. Doch schlußendlich sind wir heute Teil des Kreises Groß-Gerau.

Eine alte schwarz-weiße Fotografie vom Schöfferplatz mit dem heutigen Museum, damals eine Schule, ohne den heutigen Haupteingang. Davor steht das Denkmal  mit der ursprünglichen Bepflanzung um den Sockel herum. Das Bild zeigt den Zustand um 1823. Zwischen Denkmal und Gebäude ist der Kirchturm der katholischen Kirche zu sehen.

1823 Schöfferschule "Am Sand"
1830er Jahre

Was wir heute als "Schöfferhaus" oder Museum kennen, war lange Zeit die Schöfferschule. Der heutige Schöfferplatz wurde damals "Sand" genannt. Bis heute ist der Begriff hier geläufig.
1836 wurde das bis heute dort stehende Schöffer-Denkmal errichtet.

1830 wird Gernsheim zur Hauptstation der Dampfschifffahrt in der Region. 1839 wird schließlich das neue Stadthaus gebaut, in dem die Verwaltung bis heute untergebracht ist.

Links im Vordergrund ein Baum, dahinter sieht man die Alte Realschule Gernsheim umringt von Grünanlagen. Das Gebäude ist aus Backsteinen gebaut und hat eine braun graue Farbe mit zwei Stockwerken.

1840er, 50er und 60er Jahre
1880 bis 1911

1845 wird die Synagoge eingeweiht und dient der jüdischen Bevölkerung fortan als Gotteshaus.1857 wird bei Niedrigwasser ein kleiner Hafen angelegt.
1883 wird eine Kleinkinderschule mit Schulschwestern gegründet.
1883/1884 wird die neue Bürger- und Elementarschule gebaut. Diese wird 1895 in eine Realschule umgewandelt und ist heute bekannt als "Alte Realschule". Sie wird weiterhin aktiv genutzt und beherbergt den Jugendtreff und einzelne Vereine.
1898 beginnt der Bau der evangelischen Kirche,
1903 dürfen endlich auch Mädchen die Realschule besuchen.
1905 baut die Stadt das E-Werk, das heute das Atelier des Künstleres Mario Derra ist.
1911 wird schließlich die neue Realschule gebaut.

Blick zwischen den Sandsteinsäulen aus der Kapelle in Maria Einsiedel. Unter großen Bäumen stehen Sitzbänke im Kreis. Dahinter das Pfarrhaus.

1914-1918 1. Weltkrieg
1929 Kapuziner in Einsiedel
1937 Allmendfeld entsteht

Für Gernsheim wird verzeichnet:
846 Mann eingerückt, 46 gefangen, 88 gefallen, 8 vermisst.

Ein kleines Kapuzinerkloster wird 1929 in Maria Einsiedel gegründet.

Als Erbhofbauerndorf wird Allmendfeld gegründet.

Ein altes Bild der ehemaligen Rheinbrücke von Gernsheim auf die andere Rheinseite.

1940 - 1945 wieder Krieg

1940 wird ein fester Übergang - die Rheinbrücke -  gebaut, um Versorgung und Bewegung sicherzustellen. Der Krieg ist in vollem Gange.  Als man sie gegen Kriegsende nicht halten kann, wird sie 1945 kurzerhand gesprengt. Die letzten Reste der Pfeiler wurden ab 2015 beseitigt.
1945 beschießen die Amerikaner die Stadt. Beide Kirchen, das kath. Pfarrhaus, das Stadthaus und 32 Häuser wurden zerstört und einige hundert weitere beschädigt. 16 Tote betrauerte die Stadt.

Das schwarz-weiße Bild zeigt die im zweiten Weltkrieg zerstörte Innenstadt von Gernsheim, aufgenommen in der Magdalenenstraße Richtung Westen in Richtung katholischer Kirche. Das Bild zeigt im Vordergrund die Arkarden der Bäckerei und die ausgebrannten Mauern der Kirche und den Kirchturm.  Das Dach der katholischen Kirche wird gerade wieder aufgebaut. Menschen gehen geschäftig durch die Magdalenenstraße. Eine Frau läuft mit einem Kind an der Hand auf den Fotografen zu. Hinter ihr steht ein Fuhrwerk und rechts im Bild stehen mehrere Mütter mit Kinderwagen vor einem Haus.

Nach dem 2. Weltkrieg

1948 wird nach langen Streitereien zwischen Sport- und Berufsfischern das erste Fischerfest gefeiert.

Schon 1949 waren neben dem Stadthaus auch 37 Häuser wieder nutzbar. In den folgenden beiden Jahren konnten auch beide Kirchen wieder aufgebaut werden.

Nachdem auch die Schulgebäude im Krieg gelitten hatten, wurde in den 1950er Jahren die "Neue Schöfferschule" heute "Peter-Schöffer-Schule" gebaut. 1959 wird das Gymnasium errichtet.

Auf dem schwarz-weißen Bild sieht man das Stadthaus nach dem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg. Der Platz ist offen ohne Poller und Blumenkübel. Die Fenster des Stadthauses haben Holzfensterläden. Menschen laufen rechts im Bild. Die heutige Brasserie ist noch ein Geschäft. Ein Teil des benachbarten Gebäudes der ehemaligen Metzgerei Bicht ist zu sehen.

1970er und 80er Jahre


1971 freut sich Gernsheim über Zuwachs, denn Allmendfeld und Klein-Rohrheim, bis dahin beide eigenständig, haben sich entschlossen sich Gernsheim anzuschließen und werden Stadtteile.
1975 wird der Stadthausplatz zum neuen optischen Mittelpunkt des Stadtkerns und 1978 wird das Heimatmuseum eingeweiht
1981 wird die Johannes-Gutenberg-Schule fertiggestellt.

Spielplatz auf dem Dorfplatz in Allmendfeld. Im Vordergrund die einer Gemüsekiste nachempfundene Spielbox aus gelben und orangen Brettern.

Und heute?

Bauen wir weiter. Kontinuierliche Entwicklung ist uns wichtig. Immer wieder werden bei Baumaßnahmen - sei es an der Bahn, Umgehungsstraßen oder auf Baugrundstücken - antike Fundstücke geborgen, die unsere Geschichte weiter abbilden. Neue Baugebiete, Erweiterungen der kreiseigenen Schulen und kommunaler und konfessioneller Kindergärten bringen unsere Stadt zum Wachsen. Auch die Innenstadt verändert sich nach und nach. Stadtumbau passiert nicht mehr einfach, sondern ist ein eigenes Projekt mit genauer Planung.
2020 forderte uns alle die Corona-Pandemie heraus und wieder hieß es - wie in Zeiten der Pest -  Abstand halten, daheim bleiben und Gemeinschaftssinn zeigen.

Verschwisterungsstein mit dem Wappen der Partnerstadt Bar-sur-Aube und dem Gernsheimer Wappen. Unten rechts das Wappen von Bar-sur-Aube zeigt unter anderem einen Fisch und Bienen, das Gernsheimer Wappen das Mainzer Rad.

Besonderheiten

Im Jahr 1976 feierte Gernsheim Verschwisterung mit der französischen Stadt Bar-sur-Aube.

2011 folgte die Verschwisterung mit Świecie in Polen. Beide Freundschaften werden gepflegt und abwechselnde Besuche sorgen für einen regen Austausch.